Wie lang kann eine Phal. überleben?

  • So, und hier wieder Radio Isabel mit der Rubrik "Die dümmsten Anfängerfragen"! :biggrin:


    Irgendwo hatte ich doch neulich mal gelesen, die ersten Cattleyen seien als Packmaterial verwendet worden und hätten (nach einem halben Jahr auf einem Schiff) wieder ausgetrieben. Ist ja unfassbar, stimmt das tatsächlich so? Während dieser langen Zeit müssten die doch komplett vertrocknet gewesen sein, oder nicht? :oops:


    Wie ist das bei den Palaenopsen? Ich meine, wie lange ist noch "wiedererweckbares Leben" in der Pflanze?


    Ich frage aus einem bestimmten Grund. Unsere 83jährige Nachbarin, die genau in mein Orchideenfenster schauen kann, hat mir neulich ganz traurig einen kleinen Pflanztopf in die Hand gedrückt und mir die Geschichte zur total eingetrockneten Orchidee erzählt:


    Sie hatte diese Pflanze, ihrer Schilderung nach eine Phalaenopsis, von ihrem Sohn zum Geburtstag bekommen und sich sehr über die schönen Blüten gefreut. Auf der Fensterbank stand nur diese eine Pflanze, mehr Grünes hatte sie nicht in der Wohnung, weil sie eben schon ein wenig vergesslich war und das Gießen öfter mal vergessen hatte. Ihre anderen Blumen hatten das nicht so leicht verziehen. Aber weil diese Pflanze von ihrem einzigen Sohn war, hat sie sich Mühe gegeben, an sie zu denken. Jeden Sonntag nach der Kirche war Gießzeit, und das klappte wohl ganz gut.


    So, nun hatte die arme Frau im, ich glaube, März einen Schlaganfall und kam ins Krankenhaus. Dort musste sie lange bleiben, danach kam die Reha, und erst jetzt durfte sie wieder nach Hause. Die Schwiegertochter hatte ihr versprochen gehabt, sich um ihre Orchidee zu kümmern, aber nichts dergleichen getan. Als die arme Frau also wieder nach Hause kam, stand auf der Fensterbank nur noch das Substrat mit ein paar vertrockneten Wurzeln und einem längst abgeschnittenen Stängel. Die Blätter lagen vertrocknet und abgefallen daneben.


    Die Frau hat mir so leid getan, weil sie so geweint hat. Also habe ich das Töpfchen mitgenommen und ihr gesagt, ich frage jetzt bei euch nach, ob noch Hoffnung besteht. :sad:


    Ich hab den Topf jetzt mal eine Stunde in handwarmem Wasser getaucht und abtropfen lassen. Und je nachdem, ob es möglich ist, werde ich mit viel Elan dran gehen, der alten Frau ihr "Blümlein" irgendwann zurückzubringen. Falls nicht, hole ich ihr eine neue.


    Aber die Hoffnung stirbt zuletzt - und die ersten Cattleyen scheinen ja auch enormen Überlebenswillen gehabt zu haben!

  • hallo isabel,
    es gibt keine dummen fragen, nur dumme antworten !
    tut mir sehr leid mit deralten dame.


    wenn noch leben in der phal ist, besteht die möglichkeit, dass sie ein stammkindel macht.
    aber vielleicht könnte der sohn seiner mutter ja auch eine neue orchidee kaufen, denn ob es etwas wird mit dem stammkindel kann keiner sagen und es dauert sicher auch seine zeit. aber dazu ist wolfgang sicher berufener als ich.


    wichtig ist allerdings, ob das verhältnis wurzeln zu topfgrösse noch passt.
    denn wenn die phal kaum mehr wurzeln hat und in einem goßen topf ist, bleibt sie zu lange nass und dann verfault auch der rest der wurzeln. sonst eher warm halten, aber kine direkte sonne.
    lg bettina

  • hallo isabel,
    ich habe eine philosophie bei den orchideen entwickelt: die hoffnung stirbt als letztes.
    seitdem verwahre ich alte bulben z.b. in einem plastikkorb auf. waessere und duenge sie. bin zu ca 20% erfolgreich. wenn sich die keiki dann gut entwickelt haben ( ca 4 cm wurzellaenge, pflanze ich sie erneut in eine topf oder auf holz oder ton.
    bei deiner phal. wuerde ich die pflanze austopfen, komplett abspuelen und dann erst mal das wurzel und blattwerk studieren. danach wuerde ich entscheiden - nach der obigen philosophie verfahren, was zu tuen ist.
    ich habe gestern einen patienten geschnekt bekommen, dem es wohl aehnlich ergangen ist, wie du es beschrieben hast. die pflanze ist einfach ueber monate vernaechlaessigt worden. ich werde bilder einstellen!
    vielleicht koennen wir dann parallel ueber unsere erfahrungen berichten.
    l.g.
    wolfgang

  • Hallo Isabel finde ich voll cool deine Einstellung, wenn die Pflanze nichts mehr wird, dann hole ich der Oma eine neue. Hut ab so ist nicht jeder drauf. Aber da liest man es wieder, verlass dich auf andere und du bist Verlassen. Selbst in der Eigenen Familie wird man all zu oft vollgesponnen, ist traurig aber nicht zu ändern. Ich hoffe natürlich das du die Pflanze durch bekommst. Vielleicht solltest du dich bei der Oma schlau machen, wie die Pflanze aussah Farbe, Größe usw. eventuell Ihr noch anbieten das du von zeit zu zeit mal nachschaust, ob alles im grünen Bereich ist. 83 Jahre ist ein stolzes Alter und wär weiss wie wir in dem Alter drauf sind. Ein kleinen Besuch zum Kaffee wird die alte Dame bestimmt nicht Ablehnen, und wär weiss vielleicht wird der Nachmittag sogar Unvergessenen. Ich wünsche dir auf jedenfall viel Glück mit der Phalenopsis und bleib so! Es grüßt dich Wolfi

  • Hallo Isabel,


    es stimmt was du gelesen hast.
    Einige Cat. Arten haben eine sehr lange und ausgeprägte Ruhezeit.


    Kurzer geschichtlicher Abriss:


    Die erste Cattleya blühte in Europa wahrscheinlich im Jahre 1731 und wurde von einem Missionar mitgebracht.
    Die Cat. die nach ca. einem halben Jahrhundert später nach Europa (England) kamen wurden damals in Unwissenheit von den Pflanzensammlern als Packmaterial benutzt, um andere tropische Schönheiten möglichst verlustfrei zu imporieren. Den glücklichen Umstand, ist es zu verdanken das sich damals ein Empfänger Gedanken über das Packmaterial machte und mal eben welche in die Erde setzte, die auch tatsächlich noch im gleichen Jahr blühte. Leider sind viele Jahre lang die meisten Pflanzen kaputt gegangen, da man annahm wenn sie aus den Tropen kommen müssen sie auch warm und feucht gehalten werden. Dieser Irrtum hat tausenden von Pflanzen das Leben gekostet und erst etliche Jahre später konnte man sie erfolgreich kultivieren, nachdem man sich mehr mit diesen Pflanzen beschäftigt hatte und ihre optimalen Kulturbedingungen herausfand.
    Die Cat. wurden übrigens nach dem engl. Gärtner William Cattley (1788 - 1835) benannt, dieser hat sich später um die Kultur dieser Gattung verdient gemacht. Der bekannte John Lindley bekam mal eine bis dato unbekannte Pflanze von ihm zur Beschreibung zugesandt und dieser benannte diese zu seinen Ehren auf den Namen Cattleya. Es handelte sich damals wahrscheinlich um eine Cattleya labiata. Anfangs waren diese Pflanzen nur der zahlungskräftigen Oberschicht vorbehalten, die sich diese teuren Hobbys (beheizbare Gewächshäuser und Wintergärten) leisten konnten. Es galt fast schon als ein gesellschaftliches Highlight, wenn sich jemand auf einem Ball oder Empfang mit einer Orchideenblüte schmückte. Für diese Pflanzen wurden damals horrende Summen bezahlt. Diese "Ich will sie auch haben" Mentalität löste den ersten Orchideenrausch in Europa aus und viele sandten Pflanzensammler aus, die dann auch reichlich die Naturstandorte blünderten.


    Oh, ich glaube ich bin über das Ziel hinaus geschossen.........
    Es ging ja eigentlich nur ums gießen. :biggrin: :biggrin:


    vadi1

  • danke dir fuer diesen informative beitrag.
    ja, leider hast du recht, dass viele pflanzen vernichtet wurden, als sie aus ihrm habitat heraus gerissen nach europa transportiert wurden. sie landeten bei sehr reichen adeligen in gewaechshaeusern - aber auch bei ernsthaften orchideensammlern ( deren namen findet man teilweise in den namen der spezies wieder )
    teiweise wuerden die pflanzen aber auch sachgemaess prepariert und getrocknet dann in den sammlungen aufgbewahrt ( herbarien ).
    heute hat sich leider nicht viel geaendert. schwarzmaerkte existieren - trotz des washingtoner abkommens - immer noch. ich behaupte einmal, dass ca 98% der dort verkauften pflanzen dem untergang geweiht sind. auch orchideenfarmer beteiligen sich an diesen raubzuegen. sie kaufen von armen einheimischen die ware kiloweise und zu kilopreisen ab. dann zuechten sie diese ca ein jahr bis wurzeln ausgetrieben sind. dann landen diese pflanzen bei dem endverbraucher. ein grosser teil geschuetzten pflanzen ueberlebt die ersten 12 monate beim endabnehmer nicht.
    leider beteiligen sich aber auch europaeische importeure an diesen schwarzmarktgeschaeften. sie schmuggeln auf dem postwege seltene spezies von land zu land in suedostasien. "hilfsbereite" farmer ziehen dann fuer wenig geld die pflanzen auf. sie lassen diese pflanzen als flaschenware registrieren. nach einem jahr werden sie auf offiziellem wege nach europa exportiert.
    l.g. aus chiangmai
    wolfgang

  • hallo erstmal.
    die Geschichte von isabel ist wirklich traurig.ich hoffe mal das die Orchidee überlebt hat.schade das es darüber keinen Bericht mehr gibt :sad:
    ich glaube ich würde der alten dame vielleicht eine sukkulente schenken,denen macht es ja nicht so viel aus wenn sie auch längere Zeit ohne wasser sind.
    ich habe zu weihnachten auch 2 Orchis bekommen (phalaenopsis).leider kenne ich mich mit diesen pflanzen noch gar nicht aus.habe mir schon die ganzen pflegetips hier durchgelesen und hoffe das ich alles richtig mache.ich muss sagen wenn man mal eine orchidee bekommen hat dann können diese schönen pflanzen einen wirklich begeistern und ich denke mal das die beiden wohl nicht lang allein bleiben werden :biggrin:
    ich habe im internet eine Orchidee gesehen die in einem Kunststoffkorb aufgehängt ist und ganz ohne substrat. weis vielleicht jemand wie diese art von Orchideen heißt?
    [Blockierte Grafik: http://www.gif-paradies.de/gifs/natur/blumen/diverse/diverse_0054.gif]

  • hallo vadi und wolfgang
    danke für die tollen erklärungen, da hab ich doch wieder was gelernt :biggrin:


    sonny
    super das dich diese wunderschönen pflanzen auch begeistern
    solltest du noch weitere fragen haben oder wenn du nicht alles verstanden hast was du gelesen hast, einfach immer weiter fragen.
    es könnte eine vanda gewesen sein die du gesehen hast.
    LG Lena

  • Allgemein schwer zu sagen, viele Orchideen benötigen nicht wirklich Substrat. Du kannst dir hier im Forum (bei Wolfgang) anschaun wie Orchideen in Natura wachsen, die allgemein bekannten Orchideen wachsen vorwiegend epiphytisch (auf anderen Pflanzen). Bei richtigen Bedingungen nehmen diese Pflanzen Nährstoffe und Wasser über die Luft auf.
    Dafür ist das Klima in Deutschland normalerweise nicht geschaffen, aber akzeptable Bedingungen kann man lokal (im Topf, Terrarium, ... ) schaffen. Dabei spielt die Luftfeuchtigkeit, Temperatur und deren Gleichmäßigkeit eine wichtige Rolle.


    gez. Hauzi

    Ich kultiviere einen Großteil meiner Orchideen mit SGK.


    gez. Hauzi

  • die phalaenopsis ist sicher die empfindlichere art - im vergleich zu anderen genera ( dendrobium, rhyncostylis etc)
    phal. hybriden werden meist zwischen 8 und 10 jahre alt. phal. spezies koennen es auf ueber 30 jahre bringen ( in der freien natur).
    ich habe gerade gestern auf einer farm eine rhyncostylis gigantea gesehen, die ca 25 jahre alt ist. meine rhyncostylis coelestis ist ca 16 jahre alt. es gibt dendrobien ( in freier natur ) die ca 40 jahre alt sind.
    so pauschal kann man die frage als nicht beantworten. im grunde kommt es auf das umfeld ( sprich auch pflege ) an.

  • danke für die antworten :)
    bei meiner phalaenopsis fallen seit 2 Tagen sämtliche Blüten ab auch die noch nicht geöffneten.und an manchen Blüten sind schwarze Ränder zu erkennen.weis vielleicht jemand was mit ihr los sein könnte? sie Ist ja erst seit knapp einer woche bei mir.

  • Hallo erstmal, ihr Lieben!


    Ja, nach einem sehr hektischen Jahr bin ich mal wieder hier. Und es wird euch freuen zu hören, dass die Phal. überlebt hat. Es waren in der Tat noch zwei Wurzeln am Leben, ich habe das bräunliche Gebilde dann einfach in Spagnum eingepackt und täglich besprüht, einmal die Woche gedüngt, auch mit Sprühen. Im Juli (glaub ich) kam das erste Blatt durchs Moos, und ich habe gejubelt! :D


    Das Ganze habe ich dann in so einen durchsichtigen Winzlings-Topf in Substrat gesetzt und mit Zahnstochern fixiert. Es hat geklappt, die Pflanze schien sich wohl zu fühlen. Mitte Oktober kam sogar schon ein erster BT, ich bin echt fasziniert, was diese zarten Pflänzchen so alles überstehen! Inzwischen ist das gute Stück, zwar noch sehr winzig, aber wohl auch recht gesund, wieder bei unserer Nachbarin angekommen. :love:


    Ich hab zwar dank "Rechnerschrott" (im Endeffekt durfte ich mir ein neues Laptop zulegen) kaum mehr Fotos, auch von meinen eigenen Orchis nicht, aber ich werde die alte Dame heut nachmittag besuchen gehen, ihre Blumen gießen - tu ich inzwischen zweimal die Woche und werde mit einer Tasse Kaffee belohnt - und ein Foto von der kleinen zähen Phali machen. Sie sieht jetzt zwar aus wie diese Minis, aber mal sehen, wie groß die Blätter noch werden... kann durch so einen "Unfall" aus einer großen eine Mini-Phali werden? :rock:

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